IDDA von Toggenburg reloaded


Im Land der schwarzen Göttin
Hügelland. Ein Bauernhaus mit Stall für drei Kühe. 10 Meter vor der Haustüre beginnt der Wald. Bäche stauen, auf Bäume klettern, mit Lehm, Moos und Steinen spielen.
Doch dann beginnt das richtige Leben. Mich mit dem erdigen Geruch des Waldes verbinden zu können ist in den nachfolgenden Jahrzehnten ein seltenes Privileg.
Immer mal wieder erzählt mir jemand von der Heiligen Idda von Toggenburg, der Einsiedlerin, die im Land meiner Kindheit in den Wäldern lebte. Sogar eine Freundin aus Wien möchte mit mir die St. Idda-Kapelle im Kloster Fischingen besuchen. Alles recht faszinierend, doch ich kann mit der Geschichte nichts anfangen. Ich bin nun mal nicht katholisch.
Zugegeben, einige Passagen sprechen mich an, etwas Wildes scheint durch, quer durch die Jahrhunderte. Die Passagen mit den Tieren und der Höhle im Wald entsprechen mir sehr. Was aber soll ich mit einem jähzornigen Grafen und einer mir fremden Frömmigkeit anfangen? Die Geschichte erscheint zusammengesetzt, eine wirre Mischung aus Märchen, Propaganda und Tatsachenbericht.
Die Jahre gehen ins Land. 2017 komme ich zurück, um das Hügelland zu meiner alt-neuen Heimat zu machen. Ich erinnere mich an Iddas Geschichte. Und plötzlich kann ich sie lesen. Ich kann die Botschaft von Idda und ihrem Raben, dem Hirsch und dem Toten entschlüsseln. Ich habe den Mut, die für mich heillose Verquickung von Volkserzählung, pseudo historischen Tatsachen und religiösem Wunderglauben zu entwirren. Vor mir steht eine Riesin: Die Göttin selbst.
Die Aufarbeitung geschieht, indem ich die Legende, in ihrer ältesten bekannten Fassung niedergeschrieben von Pater Bonstetten aus Einsiedeln, Satz für Satz durcharbeite. Ich besuche ihre Orte, schlafe auf der Iddaburg, rieche und höre den Wald und greife auf das zurück, was ich mir in all den Jahren über Magie, Matriarchat und Immanenz angeeignet habe.
Aus meinem feministischen, öko-spirituellen und landschaftsmythologischen Blickwinkel erfährt die Geschichte eine wundersame Verwandlung – zu einer universalen, kraftvollen Schilderung der Lebenszyklen. Es geht um Tod und Wiederkehr, die Verbindung zur Natur, eine zyklische Weltsicht – es geht um Hingabe und um Weisheit.
Ich beziehe Idda in meine künstlerische Arbeit mit ein. Sie wird mir zu einer kraftvollen Verbündeten. Dabei entstehen Zeichnungen, die ich zusammen mit der Analyse der Legende in einer Publikation veröffentliche.
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